WGK - ein Rückblick

Ein erstmaliges Auftreten der Wählergemeinschaft Kulmbach zu datieren, stellt sich als eine schwierige Aufgabe heraus. Man müsste wohl vor der Stadtratswahl 1960 systematisch die „Bayerische Rundschau“ durchforsten, um auf die Erstmaligkeit des Namens WGK zu stoßen, denn der Begriff „Wählergemeinschaft“ taucht offiziell erstmals zur Kommunalwahl im März 1960 auf, ihr Ergebnis wird mit 7,9 % Stimmenanteil und 2 Mandaten ausgewiesen (Architekt Heinrich Taubenreuther und Schlossermeister Hans Dörnhöfer).

Interessant ist hierbei die Tatsache, dass es in der davor gelegenen Wahlperiode 1956 – 1960 zwar noch keine Wählergemeinschaft, dafür aber bei 4,5 % Stimmenanteil einen parteilosen Stadtrat gab, nämlich Rechtsanwalt Hans Gottschalk.

6 Jahre später 1966 folgte eine Verdoppelung beider Werte auf 16,2 % und 4 Mandate: Erich Heinlein, Hans Tichi, Hans Dörnhöfer und Dr. Tony Schwägerl.

 

Die Stadtratswahl 1972 brachte einen nochmaligen Stimmenzugewinn auf 20,4%, den höchsten Anteil bis heute. Das Ergebnis erbrachte 6 Stadtratsmandate, die auf Fritz Schmidt, Bernd Titus, Heinz Andrä, Heiner Wunder, Reiner Beck und Dr. Hermann Schreiber entfielen. Durch den Tod von Heinz Andrä 1975 und dem Ausscheiden von Reiner Beck 1977 rückten noch während dieser Wahlperiode Kurt Freund und Volker Weinmann als WGK-Stadträte nach.

 

Bei der Wahl 1978 erhielt die WGK 15,4 % der Stimmen, erhielt 5 Mandate (neu als Stadtrat war Dr. Scheffel) und stellte erstmals einen Bürgermeister. Erstmals nach dem Krieg verlor die SPD ihre dominierende Position zugunsten einer sog. „bürgerlichen“ Mehrheit von WGK und CSU. Diese neue Mehrheitskonstellation blieb bis 1996 bestehen und wiederholte sich bereits in der darauffolgenden Wahl von 2002.

Nach den Wahlen von 1978 erreichte die WGK, bis einschließlich 2002 betrachtet, Ergebnisse zwischen 18,8 und 20,1 % bei dann durchgängig 6 Stadträten. Zu den bereits genannten Mandatsträgern kamen (chronologisch) Hans Zimmermann, Marianne Kleineidam, Dr. Johann Hunger, Stefan Schaffranek, Dieter Weiß, Dr. Klaus-Hermann Hofmann, Edi Trapper, Alexander Meile, Dr. Erich Stammberger und Siegmund Huhn hinzu.

Eine weitere, für die WGK äußerst wichtige Wahlentscheidung geschah 1970, als der in Kulmbach damals relativ unbekannte Schlachthofdirektor Dr. Erich Stammberger gegen den scheinbar unanfechtbaren Lokalmatador und parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen, Karl Herold, zur Wahl um das vakante Amt des Oberbürgermeisters antrat (Wilhelm Murrmann hatte nicht mehr kandidiert) und gewann. Das war nicht nur eine Sensation zur damaligen Zeit, sondern ein Bevölkerungsentscheid für die darauffolgenden 24 Jahre, bis die beamtenrechtlich relevante Altersgrenze der Ära Stammberger ein Ende setzte.

In nicht geringem Maße stützten sich die Wahlerfolge der WGK auf die Effizienz und die Beliebtheit dieses ihr zugehörigen, mit ungeheurem Charisma ausgestatteten Mannes.

Im Folgenden soll noch ein Blick auf den Existenz-Anspruch und auf die Programmbestrebungen der Wählergemeinschaft Kulmbach geworfen werden.

Die Herren, angesehene Kulmbacher Bürger, die Ende der 50er / Anfang der 60er Jahre zusammenkamen, debattierten so lange über städtische Inhalte und Vorgänge, bis sie beschlossen, sich mit ihren Gedanken und Vorstellungen auch öffentlich zu zeigen. Dies taten sie als Personen, die keiner Partei angehörten, die mithin den größten Bevölkerungsanteil repräsentierten und der Meinung waren, dass eine Partei nicht nur deswegen schlauer und ideenreicher sei, nur weil sie eben Partei ist, sondern dass sich eine Kommune für ihre Anliegen aller einfallsreichen und gescheiten Köpfe bedienen müsse.

Daran hat sich bis heute nichts geändert: am und zum Wohle Kulmbachs beitragen, sein Gesicht gestalten, an seiner Gegenwart und seiner Zukunft mitwirken, ist das Anliegen der Mitglieder und Repräsentanten der WGK geblieben.

Unzählige Initiativen (durch Anträge, Anfragen und Presseartikel dokumentiert) und Erfolge haben den Stellenwert der WGK in Stadtrat und Kreistag, ja in der ganzen Bevölkerung unterstrichen und haben verdeutlicht, dass vernünftige Ideen und Aktionen nicht an die Zugehörigkeit zu einer Partei gebunden sind.

Selbstverständlich hat die WGK die Notwendigkeit politischer Parteien nie in Frage gestellt. Allemal sind sie die existentielle Grundlage eines demokratischen Parlamentarismus. Sie, die WGK, hat aber immer den Anspruch erhoben, parteiungebundene, qualifizierte Bürger in kommunalen Belangen mitreden zu lassen und dies, ohne auf parteitaktische Überlegungen, Taktiken und Weisungen Rücksicht nehmen zu müssen.

Von ungefähr kam es jedenfalls nicht, dass die Interessen bzw. Berufslagen unserer Frontleute auf die bevorzugte Begleitung der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung der Stadt ausgerichtet waren. So findet man ab 1960 bis heute ein Hauptaugenmerk auf Haushaltsfragen, auf Verschuldung, Tilgung und deren Wirkungen – auch hinsichtlich der Generationenverträglichkeit – gerichtet.